Hilfe für gehörlose ukrainische Flüchtlinge mit Telefondolmetschen

Rendsburg, 5. April 2022. Für die Betreuung von gehörlosen Flüchtlingen können ehrenamtliche Helfer des Deutschen Gehörlosen-Bundes e.V. (DGB) ab sofort kostenlos über die Telefondolmetschdienste der Tess – Relay-Dienste in Deutscher Gebärdensprache und Schriftsprache telefonieren. Dafür stellen die Tess – Relay-Dienste kostenlose Anschlüsse für jedes Bundesland zur Verfügung. So ist eine schnelle, direkte Kommunikation für Telefonate mit Behörden, Ämtern oder für die Wohnungssuche gewährleistet – und das rund um die Uhr (24/7).

Seit Wochen kommen ukrainische Flüchtlinge nach Deutschland, auch in den nördlichsten Teil der Bundesrepublik – nach Flensburg. Hier hilft Ann-Cathrin Hompesch, selbst gehörlos, als Koordinatorin des DGB für gehörlose Flüchtlinge in Schleswig-Holstein. Vor besondere Herausforderungen stellt sie die Kommunikation mit den Flüchtlingen, wenn keine tauben Übersetzer auf Ukrainisch oder Russisch dolmetschen können. „In der Ukraine gebärdet man anders als bei uns,“ berichtet sie von ihren ersten Erfahrungen mit den ukrainischen Familien. „Auch das dortige Fingeralphabet ist nicht mit unserem vergleichbar.“ Internationale Gebärden beherrschen gehörlose Flüchtlinge in der Regel auch nicht. Sie müssen also zwei Sprachen neu lernen: die Deutsche Schriftsprache und die Deutsche Gebärdensprache.

Nach Überwindung der kommunikativen Hürden stehen organisatorische Schwierigkeiten an. Hier verspricht sich Ann-Cathrin Hompesch eine große Hilfe durch die Möglichkeit der Telefonate über Tess. „Mit Hilfe der kostenlosen Anschlüsse können wir jetzt für die Flüchtlinge organisatorische Dinge schnell und einfach per Telefon erledigen, z. B. für Anrufe beim Sozialamt, der Schule oder für die Wohnungssuche.“, freut sich A-C. Hompesch.

Bei der Nutzung des Dolmetschdienstes ruft Ann-Cathrin Hompesch im Namen der ukrainischen Flüchtlingsfamilie über eine Videoverbindung im Gebärdensprachdolmetschdienst an. Der Gebärdensprachdolmetscher ruft über eine Telefonverbindung z. B. beim Sozialamt an und übersetzt für Ann-Cathrin Hompesch und den Mitarbeiter des Sozialamtes von Deutscher Gebärdensprache in deutsche Lautsprache und umgekehrt. Die Gesprächsinhalte vermittelt A-C. Hompesch anschließend der ukrainischen Familie und hilft ihr so bei der Ankunft in Deutschland.

Auch in den anderen Bundesländern werden die kostenlosen Anschlüsse der Telefondolmetschdienste für die Organisation des täglichen Lebens gebraucht, wie z. B. in Bayern, wo bereits 240 ukrainische gehörlose Flüchtlinge angekommen sind und Hilfe benötigen.
Die Kosten für die Gesprächsgebühren für den Dolmetschdienst übernehmen die Tess – Relay-Dienste GmbH und Ihre Partnerfirma, die Telesign Deutschland GmbH.

 

Bild: von links: Ann-Cathrin Hompesch (gehörlos), Koordinatorin des DGB für gehörlose Flüchtling in Schleswig-Holstein mit Natalja Gavaza (gehörlos), ukrainische freiwillige Helferin in Flensburg, die russisch spricht und russisch sowie deutsch gebärdet.

Gegendarstellung:  Auf Wunsch des Gehörlosenverbandes Schleswig-Holstein vom 06.04.2022 veröffentlichen wir hier eine Gegendarstellung :

"Es ist nicht korrekt, dass Frau Ann-Cathrin Hompesch im Auftrag des Deutschen Gehörlosen-Bundes als Koordinatorin tätig ist, sondern sie handelt im Namen des Gehörlosen-Verbandes Schleswig-Holstein, der sich als Interessenvertretung tauber Bürger:innen auch für die tauben ukrainischen Flüchtlingen in Schleswig-Holstein einsetzt."

Die um den Inhalt der Gegendarstellung aktualisierte Pressemeldung finden Sie hier: